Die letzten Tage verliefen - bedingt durch das graukalte Wetter - eher gleich. Vor- und Nachmittags werkelte ich ein wenig rund ums Haus um danach am Strand - bei deutlich besserem Wetter - Sonne zu tanken und ein paar Surfversuche zu unternehmen.
Heute konnte ich diesen Zyklus - zumindest für einen Tag unterbrechen. Als hätte jemand den Wetterschalter umgelegt herrscht heute blauer Himmel und 30°C. Morgen soll es übrigens wieder so werden wie gestern… Nach einem üppigen “veggie brekkie” in Foster (selbstverständlich kommt keine vernünftiges australisches Frühstücke ohne Hush Brownies aus!) ging es an diesem heißen Sommertag nach Walkerville, am Ende der Halbinsel, die den Strand von Waratah nach Westen umschließt. Der “Ort” selber ist unspektakulär und hatte seine Blütezeit anfang des 19ten Jahrhunders als in der näheren Umgebung Kalkstein gefunden wurde. Dieser Baustoff bzw. der daraus gewonnene Zement war für die Errichtung Melbourns von großer Bedeutung. Das felsige Ufer ist ebenfalls äußerst unspektakulär.Die Landschaft auf dem Weg dorthin jedoch war durchaus hübsch und zeigte - doch in Form von Windrädern - dass der Lauf der erneuerbaren Energien selbst hier in Austalien nicht aufzuhalten ist.
Auf dem Weg nach Walkerville musste ich jedoch nochmals - ganz in der alten Welt verhaftet - tanken. Warum ich diesen unspektakulären Vorgang hier erwähne, ist es der Mensch der dem Ganzen eine besondere Note verleitet. Nachdem ich für 10l getankt hatte ging ich in die Tankstelle um dort zu bezahlen. Der Typ hinter dem Tresen versuchte wirklich alles um dem Cliché eines echten Hinterweltlers zu entsprechen. Das Interieuer des Verkaufsraumes war wohl seit gut 30 Jahren nicht mehr verändert worden. In der Warmhaltevitrine brutzelten ein paar Würste (wohl auch schon seit 30 Jahren). Nach einem mürrischen ‘gday’ fragte er ernsthaft an welcher Säule ich getankt hätte. Man muss sich hierbei die Szenerie vorstellen: eine Microtankstelle im Nirgendwo, ich weit und breit der einzige Kunde. Nachdem dieser Sachverhalt geklärt war, versuchte er ca. 5 Mal den richtigen Betrag in die Kasse zu klopfen. Die ersten drei Male tippte er noch hartnäckig 15 statt 14 Dollar ein. Anschließend - nachdem ich mit einem 50er wedelte - brach er diesen Versuch ab und versuchte sich in der Subtraktion. Nach dem ersten gescheiterten Versuch rülpste er lautstark, entschuldigte sich dafür und widmete sich weiter konzentriert dem Eintippen der Zahlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekam er das richtige Ergebnise von knapp 35 Dollarirgendwas und ich mein Wechselgeld heraus. Einen Kassenbon gab es selbstverständlich nicht. Ganz großartiges Kino. Wahrscheinlich tauche ich nun in irgendeinem australischen Abklatsch der versteckten Kamera auf.
Auf dem Rückweg machte ich noch kurz halt in Fishcreek um mich in dem Buchladen der (Kinderbuch)Autorin Alison Lester umzusehen. Ein toller Laden mit vielen Kunstdrucken aus ihren Büchern und einigen handsignierten Exemplaren. Definitv Wert dort mal vorbei zu sehen bzw. ihren Büchern ein Augenmerk zu widmen. Meine Bummelei führte allerdings dazu, dass ich die Öffnungszeiten des Hardwarestores “Home & Timber” um drei Minuten verpasste. Tolle Wurst. Ohne Vorschlaghammer und Spaltkeile ging es dann wieder zurück nach Foster. Nachdem ich die große Hitze des Nachmittags im Haus verbracht hatte, machte ich mich gegen abend nochmals auf zum Strand. Ich wurde mit gut 1.5m hohen wunderbaren Wellen belohnt. Der starke Seitenwind machte das Paddel aber zu einer kleinen Herausforderung. Auch gab es heute eine kleine Premiere: Mit einem Boogieboarder hatte sich ein zweiter Wassersportler eingefunden. Nach 3-4 guten Wellen ließ ich es nach einer halben Stunde auch damit bewenden. Auch deuteten sich am Himmel bereits die Anzeichen für den Wetterwechsel in Form von Cirruswolken an. Die neue Kaltfront kündigte sich wie im Lehrbuch an. Auf dem Nachhauseweg galt mein besonderes Augenmerk der Straßenbankette. Irgendwie auf dem Weg habe ich wohl meine Surf- bzw. Tauchschuhe verloren. Ein schmerzlicher Verlust, da das Wasser doch noch empfindlich kalt ist.
Die Lehre aus dem Verlust: Stelle nie etwas aufs Autodach…
Die Nacht selber wurde durch die Kaltfront zum Tag gemacht. Ein mittelschweres Unwetter zog und zerrte am Gebälk des Hauses. Garniert mit Starkregen, der auf das Wellblechdach und die einfach verglasten Fenster trommelte sowie als Bonus Blitz und Donner. Meine Nachtruhe begann erst am frühen Morgen als der Sturm etwas abflaute. Auf der positiven Seite brachte der Sturm heute besonders saubere Luft aus der Antarktis mit. Dies machte der nachmittagliche Spaziergang am Strand nochmals besonders erholsam. Die Schuhe bleiben übrigens verschollen.