Nach gut fünf Tagen auf einem Segelboot bin ich nun wieder zurück an Land. Nach einem etwas holprigen Start und weiteren 4 holprigen Tagen bin ich eigentlich ganz froh darüber. Die Segelschule hatte das Boot “Yachtmaster” mit fünf Personen plus Skipper belegt. Für ein Boot dieser Größe eine klassische Überbelegung.
Weiterhin sind die Kojen auf Yachtmaster nicht mal schulterbreit. Für Jugendliche ganz ok. Für das eher gesetztere Publikum des Kurses eher eine Zumutung. Weiterhin stank die Seetoilette wie schon bei den vergangenen zwei Kursen vor zwei und drei Jahren. Und - ganz dickes Minus - Yachtmaster hat eine Ruderpinne. Für mich ein ganz großes Handicap, dass ich schon bei der Anmeldung adressiert hatte (“ich mach den Kurs nur bei Euch, wenn ich das Boot mit dem Steuerrad bekomme” - “Klar kein Problem!”). Es ging dann weiter, dass ich gleich am ersten Tag skippern sollte. Zwar hatte ich dem Instruktur schon am Morgen mitgeteilt, dass ich wohl - falls die Navigatonsübung binnen der ersten 3 Tage stattfinden sollte - vor selbiger wohl eine Reisetablette nehmen müsste. Aber warum schon auf die Wünsche des Kunden eingehen…so war mir dann auch mal gleich am ersten Tag richtig übel obgleich ich die Zeit unter Deck versuchte zu minimieren. Der Seegang war auch - ganz klassisch - am ersten Tag am höchsten. Die Passage lief dann eigentlich ganz gut. Der Instruktor bestand auf einem nicht bzw. nur schwer segelbaren Kurs um sich danach über die holprigen Wendemanöver zu mokieren. Irgendwas musste er wohl am Ende zu kritisieren haben. Weiterer Kritipunkt: ich solle an meiner Seekrankheit “arbeiten”.
Der Hauptaspekt bei diesem Coastal Skipper Kurs war für mich der Umgang mit schwierigen Charakteren. Vom Informationsgehalt war der Kurs nicht mal zu einem Bruchteil so informativ wie die Charter in Gibraltar. Es ist wohl nicht jeder zum Lehrer geboren. Der Instruktor (ich bin mir bis zum Ende nicht sicher, ob er wirklich ein Instruktor oder nur ein Jachtmaster war) war aber nicht der Hauptquell der Freude. Den Vogel abgeschossen hat dann ein Missionar. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar, dass es so etwas im 21ten Jahrhundert überhaupt noch gibt. Ein überaus schwieriger Charakter der nachts scharchte wie Sägewerk. Zusammen mit einem sekurlaren jüdischen Israeli ergab sich in den beengten Verhältnissen eine explosive Mischung. die anderen zwei Kollegen waren eigentlich ganz pflegeleicht.
Nachdem wir also gleich zu Beginn des Trips von dem Missionar zurechtgewiesen wurden, auf das Fluchen zu verzichten, da er sich dadurch beleidigt fühle, hing der “Haussegen” schon mal schief. Nachdem Gespräche über Bildung, Weltanschauung, Politik somit ausfielen beschränkte sich die Konversation in Anwesenheit des Kaplans ausschließlich auf das Wetter. Zwar spielt das Wetter beim Segeln eine entscheidene Rolle auf Dauer nervt es dann aber doch. Zweites Thema war seine Missionsarstätigkeit in Mosambik…einen gewissen missionarischen Eifer konnte man diesem Herren wirklich nicht absprechen. Egal welches abseitige Thema wir jenseits des Wetters anschnitten - das Thema kam immer binnen Minuten zurück auf Mosambik. Sehr anstrengend. Vom Wetter hatten wir eine massive Hitzewelle erwischt. 35°C mit gut 15-20 Knoten Wind ohne Schatten schlauchen gewaltig. Am letzten Tag schlug das Wetter massiv um. Unwetter und Sturmwarnung gepaart mit Starkregen sorgten dann für einen passenden Ausklang des Kurses. Ich glaube ich bin hier mit Kursen bedient. Gibraltar ist günstiger und besser. Und man hat Spanien gleich um die Ecke. Statt öligem Pubfrass (welches auch in Gibraltar inflationär ist) gibt es dort leckere Tapas!