Vom Flughafen Malaga ging es nun mit versammelter Crew auf der Autobahn entlang der zugebauten Costa del Sol richtung Gibraltar. Skurril ist, dass dieser britische Außenposten irgendwie nicht so richtig auf den Wegweisern angeschrieben ist. Erst kurz vor der Ausfahrt steht mal ein “Frontera” und “Gibraltar”. Da scheint es also ein paar Nickeligkeiten zwischen zwei EU Staaten zu geben. Die Fahrt verlief erfreulich ereignislos - und so kamen wir nach gut eineinhalb Stunden Fahrt in Gibraltar an. Schon von weitem konnte man das Reiseziel ausmachen. Der Affenfelsen war in eine recht bizarre Wolke gehüllt, die förmlich über der Staat klebte. Trübes Wetter in Gibraltar - little Britain eben. Das Phänomen tritt bei starkem Ostwind auf wenn der Luft gegen die steile Felswand drückt, aufsteigt und sich abbkühlt und als Wolke kondensiert. Abgesehen von den unmittelbaren Fallwinden hinter dem Felsen kündet der Ostwind von perfektem Segelwetter. Nachdem wir das Vehikel also abgeparkt hatten gingen wir zu Fuß über die Grenze. Man verlässt ja den Schengenraum weshalb von den Briten das volle Grenzprogramm abgezogen wird. Anschließend läuft man über die Landebahn des Flughafens und schon ist man in der Stadt. Bizarr. Die Marina war dann auch nur 20m Luftlinie neben der Landebahn. Auf europäische Regeln zum Lärm- und Emissionsschutz (Stichwort Flugbenzin) braucht man sich hier nicht berufen.
In der Marina trafen wir dann auf unseren Skipper Jamie, der uns gleich zum Boot führte. Kurz einräumen und schon ging es ins Pub zum Abendessen. Der nächste Morgen verging dann mit kurzer Einweisung und schon ging es los. Ziel Sotogrande. Der Skipper legte einen sehr entspannten Lehrstiel an den Tag. Statt und minütlich Wenden und Halsen zu lassen lag sein Fokus eher auf dem Genußsegeln (3 Wenden und schon waren wir da) sowie darauf eine angenehme Zeit an Bord zu haben. Auch die Knotenkunde war eher entspannt. Ein Knoten pro Tag sollte genügen. Die Marina in Sotogrande war in einem geschlossenen Resort und dementsprechend “preiswert”. Architektonisch bot sie eher wenig. Gut, wer tolle Architektur erwartet, sollte wohl nicht an die Costa del Sol fahren. Aber diese Marina und die darum gebauten Eigentumswohnungen sahen dann doch eher nach einfallslosem Lego aus. Vom Segeln her war es aber gut. Die Wellen waren nicht zu hoch (was die auf Land gepolten empfindlichen Mägen begrüßten) aber wir konnten gut mit 5 Knoten dahinsegeln. Auch war sehr erfreulich, dass die Anlegemanöver unter den fachkundigen Augen des Instruktors stattfanden. So konnte ich walten und vorher meine Strategie mit ihm besprechen (und dann seine Vorschläge übernehmen). Wirklich sehr stressfrei und vor allem lehrreich.
Am nächsten Tag ging es weiter gegen den Wind Richtung Marbella. Bedingt durch Wind und Ausschlagen (Eine Segelregel scheint zu sein: egal wann man aufsteht, man kommt nie vor halb elf los) schafften wir es aber nur nach Estepona. Auf dem Weg dorthin versuchte ich eine Kompasspeilung zur Positionsbestimmung. Die Peilung war ein doppelter Erfolg. Einerseits hinreichend genau andererseits führten die drei Minuten unter Deck unmittel bar zu einem leichten Anflug von Seekrankeit. Die restliche Zeit des Trips verschlief ich daher an Deck. Pünklich zum Einparken (aka Mooring) war ich aber wieder auf den Beinen. Das Manöver verlief dann auch erfreulich unspektakulär. Auch klapptne die Abläufe heute schon deutlich besser. Während Jamie und ich beim Hafenmeister eincheckten hatten Anne, Ingo und Birk das Boot bereits von einem Poller auf den anderen versetzt und die Springline vorbereitet. So verlief das Ab- und wieder Anlegen erneut problemlos. Eine nette Marina und der Supermarkt war auch nicht fern. So stand dem Sundowner mit Bierchen und Tapas nichts mehr im Weg.
Von Estepona machten wir heute einen kleinen Schritt zurück nach La Duquesa. Nur ein bischen segeln - aber zum ersten Mal mit Rückenwind. So konnte die Mannschaft gut das Halsen üben. Dies würden wir am nächsten Tag ständig nutzen um nach Ceuta überzusetzen.
Von La Duquesa ging es heute nach Ceuta. Zuerst hatten wir aber auf dem Boot eine längere Diskussion wie Ceuta wohl ausgesprochen würde. Als Optionen hatten wir “Suta” und “Se-u-ta” Schlussendlich einigten wir auf letzteres. Einerseits weil die Wikipedia dies in der Lautschrift so vorschlug und andererseits weil die Spanier den “Euro” auch “E-Uro” aussprechen. :-) Während des Trips hatten wir auch noch die Gelegenheit uns mit den Plotter sowie dem Radar vertraut zu machen. Hier kam es zu Pass dass sich gleich vier Ingenieure der Elektrotechnik an Bord aufhielten. Nachdem die offensichtlichsten Hürden wie “…das Gerät zeigt nichts an” - - “Ah, es ist im Nachtmodus” von Ingo bereits am Vorabend aufgelöst worden waren stand der Nutzung des schicken Radars nichts mehr im Weg.
Dieses Sonderausstattung des Bootes konnten wir am nächsten Morgen auf dem Rückweg gleich gewinnbringend nutzen, als sich der leichte Nebel in Ceuta über dem Wasser nochmals erheblich verstärkte. Mit Hilfe des “kleinen” AIS auf dem Telefon des Instruktors und der gestern erlernten Radarkenntnisse sank der Stresspegel auf dem Rückweg dann doch erheblich. Es blieb sogar noch Zeit den Delfinen zuzusehen. Es war gut, die erste Nebelerfahrung mit einem Instruktor an Bord gemacht zu haben.
Den letzten Tag verbrachten wir mit “Feinschliff” der Wende und Halsekenntnisse und einer Nachtfahrt durch die Bucht von Gibraltar.
Zusammenfassend lässt sich über die Charter sagen, dass der Instruktor es schaffte, eine sehr positive Lernatmosphäre zu erzeugen bei der jeder an Board erste oder vertiefende Segelerfahrung machen konnte. Am Boot lassen sich höchstens die - bedingt durch die salzige Luft - latent feuchten Polster, etwas wackelkontaktige Positionsleuchten und - bedingt durch die unerbittliche Sonne - ein fehlendes Bimini bemängeln.
Am Ende der Woche waren wir eine gut eingespielte Crew. Belohnt wurde es dann auch “Competent Crew” Zertifikaten!