Oh wie schön ist doch Europa! Nach einer Woche Rundreise durch das spätsommerliche Andalusien ist dies gleich zu Beginn mein persönliches Fazit. Bevor ich jedoch mit der Schwelgerei über das sommerliche Südeuropa beginne möchte ich eine kurze Reisewarnung aussprechen:
Der Flughafen München bietet Montagmorgens erhebliches Blutdruckpotential. Normaleweise genügen hier ja bei innereuropäischen Flügen 30 Minuten vor dem Checkin. Wer sicher sein will ist 60 Minuten vorher da. Wenn man jedoch die Rolltreppe hochfährt und als erstes drei Warteschlangen erblickt, die sich einmal durch das gesamte Terminal ziehen, weiß man, dass man womöglich ein Problem hat…die Ursache scheinen die neuen Nacktscanner zu sein, die die Regierung von Oberbayern installieren ließ. Deren Kapazität scheint nicht an die der “alten” Metalldetektoren heranzureichen. Nebenbei - man kann auch in den Schlangen der Nackscanner sich weigern hier hindurchzugehen. Statt dessen wird man - ganz klassisch und sicher - abgetastet. Man muss sich nur auf Schild am Eingang zum Sicherheitsbereich beziehen. Nach 45 Minuten hatte ich dann die Wartehalle und Sicherheitskontrollen passiert und konnte Richtung Süden starten.
Die Reise begann somit doch im Zeitplan und gegen 15 Uhr kam ich - nach einmal Umsteigen in Zürich - in Malaga an. Die Mietwagenentleihe gestaltete sich erfreulich unkompliziert, auch wenn die Dame hinter dem Tresen die meiste Zeit damit vergeudete mir größere und bessere Autos (von Audi und Daimler) schmackhaft machen zu wollen (“for only 25€ a day (more)…”). Nein, vielen Dank ich bleibe beim Opel Corsa (Umparken im Kopf). Von dort aus ging es mit der kleinen Rennsemmel auf den Rundtrip über Granada, Sevilla und Ronda wieder nach Malaga. Die Auswahl des Corsas war goldrichtig, denn in den schmalen Gässchen der Altstädte war selbst dieses Auto schon manchmal etwas zu groß.
Obgleich die Landschaft Andalusiens ziemlich ausgetrocknet erschien, war die Fahrt unter Spaniens Spätsommersonne ein Traum. Der erste Stop Granda bot gleich die Möglichkeit bei angenehmen 28°C Land, Leute und kulinarische Genüsse hautnah zu erleben.
Auch erscheint hier ein vegetarisches Leben führen zu wollen auf den ersten Blick unmöglich. Die leckere Tapas enthalten eigentlich immer etwas vom Tier, wenn nicht gleich das Tier selber im Mittelpunkt steht. Schinken und Käse (im Plural) sind eigentlich nicht aus der anadalusischen Küche wegzudenken.
Granada selber ist zwar sehr touristisch, doch durch die vielen Studenten fällt dieser Umstand eigentlich nicht so auf. Auch lassen sich - wenn man mal die Sammelpunkte meidet immer irgendwelche Plätze finden in der das Leben unbeeindruckt vom (Massen)tourismus seinen Gang geht. Größter Dämpfer war, dass es keine Karten für die Alhambra mehr gab. Man muss zu dieser Jahreszeit mittlerweile wohl schon Monate vorher reservieren oder (sich auf gut Glück) nachts um vier vor dem Ticketbüro einfinden. Das Ticketvergabesystem der Fa. Ticketmaster scheint wohl auch ein Grund des Übels zu sein. So beschränkte sich der Besuch der Alhambra auf den öffentlichen Teil und die Gärten des Generalife bei Nacht (hier gabe es noch Restkarten). Ansonsten bietet Granda schon sehr viel. Die alten Viertel lassen sich bequem zu Fuß erkunden. Von vielen Punkten der Altstadt hat man einen großartigen Blick über die Alhambra und die sich dahinter erstreckenden Berge der Sierra. Im Frühjahr muss dieser Anblick vor den dann verschneiten Gipfeln wohl noch großartiger sein.
Von Granda ging es weiter nach Sevilla. Granada ist im Vergleich zu Sevilla geradezu klein und überschaulich. Das touristische Programm umfasste hier den Alcarzar (wiederum bei Nacht - Tickets für tagsüber gab es auch hier kurzfristig keine), die Kathedrale, Placa Espanha und die Stadt selber. Die Führung durch den nächtlichen Alcazar war aber dann doch ein Erlebnis. Bei striktem Fotografierverbot erklärten in historische Gewänder gehülte Schauspieler - auf Spanisch - den Palast. Schon irgendwie ein Erlebnis. Obgleich wohl 95% ob der Sprachbarriere an mir vorgingen. Am nächsten Tag noch “fix” die Kathedrale angesehen. Diese war jedoch eher ein Haken auf der Liste. Beindruckend waren jedoch die schieren Ausmaße des Monuments. Ansonsten schieben sich zu jeder Tages und Nachtzeit Unmengen von Menschen durch die engen Gassen. Das ausprobiererte Gastro Angebot war hierbei ausgesprochen positiv wobei mir bis zum Ende nicht ganz klar wurde wie die Spanier essen. Wenn man erst um 23 Uhr irgendwo hingeht und die meisten Restaurants um 24 Uhr schließen. Wie kann man da entspannt essen? Bemerkenswert war für mich als Münchner die batteriebetriebene (!) Tram die durch die Fußgängerzone führt. Wenn man die aktuelle Diskussion in München über die Tramstrecke durch den Englischen Garten verfolgt ist man hier in München - von so einer technisch geradezu avantgardistischen Neuerung - noch gefühlte Lichtjahre entfernt.
Gefühlt - unzählige Tapasbars (darunter die älteste Tapasbars Sevillas die El Rinconcillo später ging es dann weiter nach Ronda. Wahrzeichen der Stadt ist die Brücke die eine tiefe Schlucht quert und die Altstadt mit dem neuen Teil verbindet. Nach einem mittelgroßen Umbuchungswahnsinn (Apartment wegen Wasserschaden storniert, Ersatzhotel entpuppte sich als unterklassige Absteige am AdW) zeigte sich Booking.com doch kulant und organisierte ein Ersatzzimmer in der Innenstadt von Ronda. Allein die Veranda der Herberge mit Blick auf die Brücke war schon äußerst pitoresk und ließ sich bei einem guten spanischen Weißwein (und am nächsten Tag beim Frühstück) noch viel besser genießen. Ich verstehe garnicht warum alle Welt nur über die roten Weine aus Spanien spricht. Sämtliche vor Ort probierten Weißen waren außerst lecker. Besonders hat es mir ja der Verdejo angetan… Die Tapasbar El Almacen in Ronda - eine Empfehlung des Hotels - stellte sich dann als kulinarisches Highlight der Reise heraus. Ein wahrer Hochgenuss.
Am nächsten Tag ging es zurück nach Malaga. Dort sollte der Rest der Segelcrew für den Trip in Gibraltar ankommen.