Die Fahrt vom Trouson Kauri Park nach Whangarei war eher unspektakulär. Für eine gute Aussicht am Aranga Bluff war das Wetter einfach zu schlecht. Zwar düste ich nochmals 3km nach Norden um dann links auf die 6km Schotterpiste abzubiegen, die zum Fuße des Berges, schnürte mir – trotz extrem bedektem Himmel und leichtem Nieselregen – die Wanderschuhe und marschierte frohen Mutes los. Doch der frohe Mut bzw. die Lust verging mir nach ungefähr 10 Minuten, als ich über den ersten Bergkamm kam. Dort blies der Wind schon ganz schön steif vom Meer her. Viel unangenehmer war der Regen den der Wind mit sich brachte. War er im Windschatten noch erträglich gewesen, sah ich mich nun binnen einer halben Minute ziemlich durchgeweicht. Folglich beschloss ich den einstündigen Aufstieg etwas abzukürzen und drehte um. Auf der Fahrt nach Whangarei machte ich noch kurz auf gut Glück in Baylys Bay halt. Viel zu gucken habe es dort leider nicht. Die Zufahrt zum Strand hat nicht mal eine vernünftige Wendemöglichkeit. In Whangarei machte ich dann auf dem trashigsten Campingplatz meiner Reise halt. Ein ausgewanderter Schweizer hat auf einem Hügel einen mehr oder weniger improvisierten Campingplatz aufgezogen. Inklusiver lustiger Gestalten (aka Dauercamper) im Inventar. Da konnte selbst die schweizer Freundlichkeit nicht viel rausreissen. Gut, die Dusche (Singular) und die Toilette (ebenfalls Singular) waren tadellos sauber. Das ganze Ensemble vermittelte aber eher den Eindruck einer Favela denn eines Campingplatzes. So fuhr ich nach einer Übernachtung weiter zu den Whangarei Heads. Die Landzunge lockte mit einem tollen kommunalen Parkplatz am Eingang des Parkes mit unglaublich sauberen Toiletten. Interessant ist, dass dieser Platz quasi am Ende eines Wohngebietes liegt. Drei bis vier Häuser haben volle Sicht auf die Ansammlung von Campern die sich dort jeden Abend einfindet. In good old Germany wäre das bereits Anlass zum Klassenkampf. Aber gut…das Landschaftsschutzgebiet lockt mit ein paar netten Wanderwegen, guter Bademöglichkeit und tollem Ausblick. Am ersten Tag machte ich nur die “kleine Runde” zur Smugglers Bay. Nach gut 1.5h moderatem Spazieren, vorbei an alten Küstenbefestigungen und tollem Ausblick auf die Raffinerie (ist das normal, dass von dort schwarze dichte Rauchfahnen emporsteigen?!?) war ich dann an der Badebucht. Der Rückweg zum Parkplatz waren dann nur gut 15 Minuten über eine Kuhweide.

Am zweiten Tag beschloss ich die in der Karte mit “really big walk” bezeichneten Wanderung zu machen. Nachdem ich den Einstieg erstmal verpasst hatte und wieder an der Badebucht angelangt war fand ich nach einigem Suchen die richtige Abzweigung. Kurz hinter der Desinfektionsstation für die Schuhsohlen ging es auch schon los. Eine Treppe reihte sich an die nächste. Insgesamt waren es um die 1400 Stufen zum ersten Gipfel. Bei der Abzweigung zur Peach Cove entschied ich mich für einen “kurzen” 20 minütigen Umweg. Also wieder 1000 Stufen runter zum Meer. Eine kurze Pause, etwas Planschen und schon ging es wieder 1000 Stufen hinauf. Eine interessante Erfahrung in den Zehenschuhen. Die Abzweigung zur Peach Cove ist dann auch ungefähr Halbzeit der Wanderung. Von dort aus bleibt der Weg +/-100 Stufen immer am Gipfelkamm und bietet an einigen wenigen Stellen, wo man mal das Dickicht verlässt grandiose Aussichten. An einer konnte ich beispielsweise einen vor Anker liegenden Tanker in der Entfernung sehen. Dank moderner Kommunikationsmöglichkeiten – insbesondere hier AIS – konnte ich mich sogar über das Schiff informieren. Es handelte sich um die Olympic Sky. Wenn man den Namen des Tankers in der Wikipedia eingibt kommt eine interessante Geschichte zu diesem Schiff zum Vorschein…

Zum Ende der Wanderung passiert man noch die alte Radarstation der Küstenbefestigung aus dem 2ten Weltkrieg. Mehr als ein paar verrostete Eisenteile und alte Fundamente sind aber leider nicht mehr zu bestaunen. Der Abstieg über einen langen Graspfad zum Strand machte nochmals richtig Spass. Man wandert leicht federnd, durch eine mit niedrigem Strauchwerk bedeckte Landschaft auf der Spinnen (?) Zweige zu kleinen silbrig-weißen Cokons verschnürt haben. Es sieht aus als habe sich ein Mini-Christo hier verkünstelt. Der Surfstrand ist bei gutem Wellengang richtig belebt…heute herrschte hier eher gepflegte Langeweile.

Die 5km Teerstraße auf dem Rückweg sorgten dann jedoch für weniger Freude am Wandern. Schade dass bei der Planung des tollen Wanderweges niemad an den Rückweg gedacht hat. Oder sollte der verwegene Plan etwa sein, daß man den ganzen Weg wieder zurückgeht?!? Bei knapp 1000 Höhenmetern und 5 Stunden Wanderung wäre das dann eine wirklich große Wanderung. Der Abend gestaltete sich dann – ob meiner schmerzenden Waden dann doch eher kurz…morgen geht es zurück nach Auckland.