Dunedin
Den heutigen Tag habe ich komplett der Stadt Dunedin verbracht. Dunedin ist im vorletzten Jahrhundert durch den Goldrausch in der Otago Region wohlhabend geworden. Die Stadt war der Ausgangspunkt für die Goldsucher. Mit dieser Klientel bzw. der Hoffnung die diese Menschen Mitbrachten ließ sich wohl sehr viel Geld verdienen. Anschließend hatte Dunedine Glück. Das Abebben des Goldrausches wurde durch eine neue Erfindung aufgefangen. Die Eismaschine. Das erste Kühlschiff mit Fleisch für Europa startet von hier. Somit war der Wohlstand auf absehbare Zeit gesichert. 1870 ist Dunedin schon die größte und reichste Stadt Neuseelands. Dieser Reichtum ermöglichte sogar etwas Avantgard zu sein. Es wird in Technik und Bildung investiert. Der Dumont Reiseführer erwähnt folgendes: […] erste Straßenbahn, erste Fernbuslinie, erste Tageszeitung, erstes Telefon, erste Universität, die erste höhere Schule für Mädchen südlich des Äquators, die erste Universität im damaligen Empire ohne jede Zugangsbeschränkung für Frauen, erster Kindergarten, erste Gaslaternen, das erste Kühlhaus, das erste Kühlschiff nach Europa, die erste Kunstgallerie und die erste lizensierte Brennerei […]
Die Universität von Dunedin nimmt auch heute noch weite Straßenzüge der Innenstadt für sich in Anspruch.
Warum erwähne ich das nun? Die Stadt macht heute (ok, es ist Sonntag) einen eher verschlafenen und beschaulichen Eindruck. Am Bahnhof – eine architektonische Ode an die Eisenbahn (mit Bodenmosakien!) – halten heute keine Linienzüge mehr. Ich erwähne dies, weil mir beim Besuch von zwei Museun etwas aufgefallen ist, dass vorher für mich nicht so richtig zu greifen war.
[singlepic id=1195 w=120 h=160 float=left] Das Otago Museum – ein hübsches kleines Museum dass einen sehr weiten Bogen zu spannen versucht – zeigt gleich am Eingang einige Exponante von Sir Edmund Hillary. Hillarys Lieblingsberg war wohl der Mnt Cook, hier hat er sich auf die Expedition zum Everest vorbereitet. Daher wohl die Verbindung des Aucklanders Hillary zur Südinsel und die Exponate im Museum. Ein Exponat war die Kamera von Kodak mit der er dieses weltberühmte Foto von Tensing Norgay auf dem Gipfel schoss. Leider ist das einzige brauchbare Foto dieser Kamera etwas unscharf geworden. Die Schutzglasscheibe davor spiegelte einfach zu sehr.
Soweit so (un)spektakulär. Interessant wurde es, als mich meinen Stadtbummel weiter in das Museum für zeitgenössische Kunst führte. In einer Sonderschau wurden dort Ergebnisse von 50 Jahre Kunstförderung der “Frances Hodgkins Fellowship” ausgestellt. Eine wirklich sehr sehenswerte Sonderschau. In einem weiteren Raum wurde übrigens die bekannte Videoinstallation “Play Dead; Real Time” von Douglas Gordon gezeigt. Ein Elefant in einem weißen Raum führt Kunststücke vor die ein für die Kamera unsichtbarer Trainer vorgibt. Faszinierend und etwas verstörend..
[singlepic id=1190 w=180 h=220 float=left] Das Kunstwerk, dass in diesem Moment mein besonderes Interesse geweckt hatte hieß “Picture Made After the Last Picture” von Mladen Bizuic. Es zeigt eine Fabrikhalle von Kodak nach dem Konkurs. Das Foto selber ist – wie der Titel schon sagt – das Foto nach dem letzten Foto. “Damals”, auf analogem Film ging meist noch ein weiteres nach dem “offiziellen” letzten sechsundreissigsten Foto. Dafür gab es jedoch keine Garantie. Das Foto von Bizuic ist denn auch nur zum Teil entwickelt. Man kann das Ende des Filmes klar erkennen. Was mich nun beschäftigt hat, ist, dass eine riesige Firma wie Kodak deren Produkte Weltgeschichte dokumentier haben, die selber Teil unzähliger Kunstwerke waren, die sogar ihre eigene Neutronenquelle im Keller hatte einfach so verschwindet. Klar, es wird momentan überall von sogenannten “disruptiven Ereignissen” und dem damit verbundenen “Strukturwandel” gesprochen. Was das aber bedeutet habe ich erst hier in Dunedin so richtig bemerkt. Gut – das ist eigentlich keine sonderlich neue Erkenntnis – jemanden aus dem Ruhrgebiet veranlasst meine Ausführung wahrscheinlich nicht mal zu einem müden Arschrunzeln. Aber für jemanden aus der “Blase München” ist das schon eine erstaunliche Erkenntnis. Aber wie heißt es schon schön? Reisen bildet.
Den restlichen verregneten Nachmittag verbrachte ich im Kino. Ganz profan. Der Film “The Accountant” war durchweg sehenswert. Bin froh in nicht im Flugzeug sondern auf Leindwand gesehen zu haben. Wirklich gute Unterhaltung.
Zum Abschluss habe ich die Zeit des Wartens auf den Bus noch mit einem Besuch einer kleinen Fotoaustellung überbrückt. Es waren einige ganz hüsche Bilder dabei. Nun versuche ich in meinem Campervan den Regen auszusitzen. Von einer Konsultation des Wetterberichtets sehe ich einfach mal ab. Zu viel Information. Oder wie sagt der Köllner: Es kütt wi’s kütt.
PS: Heute habe ich zum ersten Mal den Toaster ausprobiert. Dass das schicke fernöstliche Modell aus weißem Plastik hat bei der Betätigung des Schiebers einen gleißenden Lichtbogen produziert der aktustisch von einem elektischen Bruzeln untermalt wurde. Diest ist zwar hübsch anzusehen – jedoch sicherlich von den Erbauern nicht so beabsichtigt. Auch steht die erhebliche Geruchsbelästigung von verschmortem Kabeln dem morgendlichen Toastgenuss im Wege. Somit werde ich wohl weiter in der Pfanne tosten müssen. Notiz an mich selber: Bei der nächsten Übernahme eines Campers wirklich ALLES ausprobieren.
Auch fällt die heutige Fotoausbeute leier etwas dürftig aus. Früher ging einem der (Kodak)Film aus. Heute ist es die Batterie. Wo bleibt bitte schön der Fortschritt?!? Apropos Batterie. Auf dem Flug hierher wurde jedes mal vor dem neuen Samsung Telefon gewarnt. Dieses dürfe nicht mit ins Flugzeug genommen werden. Ein PR-Desaster. Hierzu passt auch folgende Meldung heute aus dem Radio. Ab Dezember werden alle betreffenden Telefone aus den neuseeländischen Mobilfunknetzen geworfen bzw. man kann sich nicht mehr damit einbuchen.