Segeln in Kroatien 2016
Wir sind wieder zurück! Eine Woche Segeln zwischen den kroatischen Inseln der Nordadria. Durch die Anreise am Vortag und Übernachtung im Hotel konnten wir abends noch etwas Mali Losinj erkunden. Die Erkundung bliebt jedoch im kleinen Rahmen, da das öffentliche Leben in der Vorsaison wie auf Sparflamme schien. Ein Restaurant konnte der Inhaber des Hotels dann aber doch für uns klarmachen.
Am nächsten Morgen konnten wir dann entspannt das Boot übernehmen. Zwei mal die Kreditkarte zücken, die Crewliste unterschreiben und schon war der Papierkram erledigt und ich hatte die Schlüssel für die Bavaria 37. Ich musste förmlich darauf bestehen meine Skipperlizenz vorzeigen zu dürfen. Die Übergabe des Bootes wäre ähnlich schnell vonstatten gegangen, wenn ich nicht – sehr zur Irritation des Eigners – im Vorfeld umfangreiche Checklisten angefertigt hätte, die ich nun durchgehen wollte. Neben einigen Kleinigkeiten wie zu wenige Sicherungspunkte und nichtvorhandene Sicherungsleinen auf dem Deck sorgten die Schwimmwesten für die meisten Irritationen.Entgegen der Vermutung des Standes der Technik von kleinen, handlichen Westen gab es nur die Variante “Autofähre” aus Schaumstoff, die man – bedingt durch die mit dem Tragen verbundene Unbeweglichkeit – sprichwörtlich erst beim Sinken des Schiffes tragen will. Sei es drum, immerhin sah der Harness ganz brauchbar aus. Und nachdem sich fast alle Mitglieder der Crew morgens gleich den Selbigen überwarfen, war die Wahrscheinlichkeit eines unerlaubten Abganges von Bord eh schon minimal.
Nach dem Verstauen von Proviant und Gepäck konnten wir dann am frühen Nachmittag endlich in See stechen. Ziel war erst mal etwas Abstand zur Küste zu gewinnen. Als erstes übten wir Mann über Bord unter Motor, so dass mindestens drei Personen an Bord das Manöver beherrschten. Danach wollten wir zum ersten Mal die Segel zu setzten. Leider lies sich das Hauptsegel nicht herausziehen. Scheinbar hatte sich beim Funktionstest im Hafen der Stopper des Segels im Mast verhakt. Also wieder zurück nach Mali Losinj den Charterer angerufen und in der Ursprungsparkbuch festgemacht. Der Charterer wartete bereits in der Marina auf uns. Er konnte das Teil nur mit roher Gewalt wieder aus dem Mast prokeln. Nachdem es schon fast dämmerte blieben wir noch eine Nacht an Bord. Den Abend beschlossen wir mit einem Sundowner und leckerem Abendessen. Das Butterchicken war definitv bootsgeeignet.
Am nächsten Tag klappte es dann auch mit dem Hauptsegel. Somit stand dem ersten Segeltag Richtung Susak nichts mehr im Weg. Mit Sicherheitsunterweisungen, Wenden und Halsen waren wir dann auch gut beschäftigt. Am abendlichen Liegeplatz fehlte es jedoch an den im Revierführer beschriebenen Ankerbojen. Auch eine kleine Expedition im Dingi durch die Bucht Balvanida auf Mali Losinj konnte keine Spur der Festmachplätze entdecken. Somit blieb nur Ankern. Premiere! Obgleich der Buganker schon beim ersten Mal bombenfest lag verdödelten wir noch eine weitere Stunde mit dem vergeblichen Ausbringen des Heckankers. Nach dem vierten Versuch beließen wir es dann nur beim Buganker. Hat auch gehalten! Die Nacht über kontrollierte jeder dann unwillkürlich den Anker, so dass wir eine fast stündliche Ankerwache hatten. Tolle Sache!
Am Nächsten Morgen verlegten wir dann nach schmerzlosem Ankerbergen (die Ankerboje macht vieles einfacher!) nach Silba. Der erste Ankerplatz war ungeeignet da keine Bojen vorhanden waren (eine Tatsache, die sich wie ein roter Faden durch unseren Trip ziehen sollte). Im Hafen deuteten mehrfach in großen Lettern geschriebenes “NO PARKING” an der Kaimauer ebenfalls auf keine Parkmöglichkeit hin. Somit blieb wieder nur Ankern in der Bucht Pemestica auf Sousa. Ankern klappte erstaulicherweise wieder im ersten Versuch. Die Nacht verlief relativ ruhig. Nur am frühen Morgen frischte der Wind etwas auf.
Der vierte Tag ging von Permestica nach Zapuntel auf der Insel Molat. Leider herrschte etwas Flaute, so dass wir einen Großteil der Zeit unter Motor fuhren. Diese Möglichkeit nutzten wir erneut zu einigen Mann über Bord Manövern. Dieses Mal hatten wir beim Ankern in der Bucht von Turtula kein Glück. Nach vier Versuchen gaben wir auf und fuhren weiter nach Zapuntel. Dort konnten wir zum ersten Mal unsere Fähigkeiten beim Festmachen an einer Boje unter Beweis stellen. Bei den hohen Bordwänden stellte es sich als vorteilhaft heraus die Schoten über die Badeplattform am Heck einzufädeln.
Tag 5: Zapuntel nach Brbinj auf Dugi Otuk. 25 Knoten Wind und beständiges kreuzen bei gut gerefften Segeln. Ein schöner Segeltag! Getrübt wurde er mal wieder durch die Malesse beim Anlegen. Dieses Mal wollten wir auf Nummer sicher gehen und steuerten den Hafen von Borkava an. Leider herrschte dort kein Hafenbetrieb und auch waren nicht genug Mooringlines gelegt. So düsten wir bei anbrechender Dunkelheit unter Volllast in die Bucht von Brbinj. Die auf dem Weg liegenden Ankerplätze ließen wir wegen a) Rattenwarnung und b) verlassenem Trailerpark links liegen. Die Bucht von Brbinj war dann aber doch ganz schön und vor allem windgeschützt. An den überall umherliegenden und angeschwemmten Plastikmüll muss man sich wohl langsam auf unserem Planeten gewöhnen…
Am sechsten Tag ging es von Brbinj zum Hafen Olib auf der Insel Olib. Der Hafen war dieses Mal ganz oben auf der Liste um wieder Frischwasser zu bunkern. Das Duschen der letzten Tage hat dann doch seinen Tribut bei den Frischwasservorräten gefordert. Zur Abwechslung konnten wir schon vorab mit dem Hafenmeister telefonieren und unsere Ankunft ankündigen. Nachdem wir heckseitig am Hafen angelegt haben hab es endlich Frischwasser und Landstrom. Weiterhin konnten wir mit Hilfe des Hafenmeisters das Rätsel um die verschwundenen Bojen lösen. Die Bojen werden erst ab Mai installiert. Ein wichtiges Detail, über dass sich mein Revierführer ausschwieg. Hintergrund ist, dass die Inhaber einer Konzession für nur sechs Monate Zeit haben. Um mit den Bojen Geld zu verdienen und werden sie diese somit nur in der Hauptsaison aufbauen. Der Hafenmeister war sehr freundlich und bot uns zusätzlich an einige Wasserkanister mit dem Trinkwasser aus der Leitung wieder aufzufüllen, da dies von der Qualität deutlich besser sei als das aus der Hafenleitung. So kam ich noch zu einer kleinen Rundfahrt durch die engen Gassen Olibs auf einem kleine stinkenden Kawasaki Golfcartzweitakter. Noch ein kleiner Zwischenstop in einem Schuppen um 50kg Hundefutter und ein paar Gasflaschen umzuladen. Und schon ging es weiter zum Wasserhahn – verbunden mit einem kurzen Besuch bei den Eltern des Hafenmeisters. Sehr skuril. Am Abend unternahmen wir noch einen kleinen Landspaziergang und besuchten den einzigen “Supermarkt” des Ortes. Öffnungszeiten zwischen 18-20 Uhr. Lustig war hierbei, dass der Verkäufer hinter der Fleisch-, Milch- und Brottheke gleichzeitig auch der Kassierer an der Kasse war. So gab es quasi jedes Mal eine Schlange.
Der letzte Tag ging dann von Olib wieder nach Mali Losinj und bot am Vormittag nochmal richtig gutes Segeln. Zuerst übten wir zum ersten Mal Mann Über Bord unter Segeln. Wir verzichteten aber darauf “Bob” den Fender über Bord zu werfen und begnügten uns mit einer GPS Marke. Dieses Vorgehen machte es nicht wirklich einfacher. Ich war dann aber froh im dritten Anlauf bis auf 5m an den Punkt herangefunden zu haben. Es ist interessant wie unterschiedlich die Manöver gelehrt werden. Ich bin aber mit der australischen Variante ganz gut zurecht gekommen.
Auf dem offenen Mehr gab es bei gut 15 Knoten Wind mit 2.5m auch ganz hübschen langegezogenen Schwell. Es war ein Genuss darüber zu segeln. Der Nachmittag brachte dann aber eher leichte Winde so dass wir nur mit gut 1.5 knoten wieder in Hafen unter Segeln einliefen. Die Übergabe des Bootes und die Rückfahrt verging dann erfreulich ereignislos.
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